Heute (Anm.: am 4.1.2021) entscheidet die britische Justiz in erster Instanz über das Auslieferungsersuchen der USA gegen Julian Assange. Der Journalist Glenn Greenwald hat die Debatte um das Verfahren gegen seinen Kollegen und die überbordende Selbstgerechtigkeit vieler Mainstream-Kommentatoren genutzt, um einmal etwas weiter auszuholen und über die Meinungsfreiheit im Westen zu reflektieren. Volker Jansen hat den Text dankenswerterweise für Leser der NachDenkSeiten ins Deutsche übertragen.
Anmerkung Udo Fröhlich:
Es war einmal die Sozialdemokratie, welche dem Liberalismus vorhielt, die „bürgerlichen Freiheitsrechte bloß im feierlichen Himmel der Proklamation zu verwahren, statt diese sich auf dem harten Boden der Realitäten bewähren zu lassen“. Im Fall Julian Assange haben sie in der Bundesregierung versagt, allen voran im Aussenamt. Wenn Pressefreiheit wichtig ist, dann für diejenigen, welche Regierungen kritisieren oder sogar der Verbrechen überführen. Salopp gesagt, für die Hofschranzen wurde sie nicht erstritten, die brauchen auch heute sowas noch nicht. Julian Assange hat die USA, das UK und v.a. der Kriegsverbrechen überführt. Er tat dies als vorbildlicher Journalist. Aber statt die (Kriegs-)Verbrecher auf die Ankalgebank zu bringen, sitzt der Enthüller auf der Anklagebank und im britischen Hochsicherheitsgefängnis. Die Pressefreiheit ist für Julian Assanges Realität nicht existent, sie hängt in irgend einer Sonntagsrede des Kriegsverbrechers Toni Blair oder der sonst üblichen Sonntagsredner.
Glen Greenwald, dem wir eine Menge zur Publikation der von Assange aufgedeckten Verbrechen verdanken, schreibt hier aus Anlass der Londoner Gerichtsentscheidung vom 4. Januar.